Wörter wie var., cv. und subs. tauchen immer wieder in den Namen von Pflanzen auf. Allerdings können die meisten mit diesen Begriffen nichts weiter anfangen und nehmen sie einfach als einen zusätzlichen Teil des Namens war. Aber was steckt wirklich hinter diesen Kryptischen Begriffen?
Normaler Aufbau
Zugegeben sind diese Abkürzungen ein perfektes Sinnbild davon, dass Wissenschaftler*innen es sich gerne so unkompliziert wie Möglich machen wollen. Um das ganze also zu verstehen, müssen wir erstmal klären, wie so ein botanische Pflanzen Name an sich aufgebaut ist. Als Beispiel nehmen wir hier "Aloe bakeri":
"Aloe bakeri" besteht, wie alle wissenschaftlich korrekten Artnamen, aus der Gattung (Aloe) und der Art (bakeri). Dabei wird die Gattung immer groß, und die Art kleingeschrieben.
Diese Wissenschaftliche Schreibweise benutzt eigentlich immer Latein als Grundlage. Dadurch kann man sich bei einigen Pflanzen sogar etwas zum Erscheinungsbild ableiten (Sofern man der toten Sprache mächtig ist). Aloe arborescens verweist zum Beispiel auf den Baumartigen Wuchs der Art (arbor, lat. = Baum). Andere, wie Aloe bakeri wiederum, ehren gewisse Personen (Hier den Botaniker John Gilbert Baker).
Zusätze
Wenn von einer Art mehrere, Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften gefunden werden, erhält der botanische Name allerdings auch noch einen Zusatz, wie zum Beispiel bei Haworthia venosa subs. tesselata. Hier wird die Pflanze zwar zu der Art "Haworthia venosa" gestellt, wird aber noch zusätzlich als "subs. tesselata" beschrieben. Dabei können verschiedene Zusätze wie ssp./subs. (Subspecies/Subspezies) und var. (Variety/Varietät) oder auch f. (Form) Verwendung finden.
Die Übergänge dieser Begriffe ineinander löst oft stärkere Diskussionen aus, aber im Grunde wird eine Subspezies einer Art immer dann aufgestellt, wenn die neue Pflanze sich durch starke Faktoren von der Typus-Art unterscheidet, die allerdings nicht ausreichend sind, um eine gänzlich neue Art zu benennen. In diesem Fall konnte z.B. Haworthia tesselata nicht ausreichend von der Art Haworthia venosa abgegrenzt werden und wir deshalb nur als Subspezies anerkannt.
Die anderen Kürzel wie var. und f. sind dabei einfach nur Abstufungen der Unterart. Reichen z.B. die genetischen Unterschiede nicht aus, um eine Unterart abzugrenzen, fällt die Beschreibung in die var. (Varietät) wie bei Tephrocactus articulatus var. papyracanthus.
Sind die Unterschiede nur minimal, Beispielsweise ausschließlich in einer abnormalen Wuchsform, so nutzt man die Abkürzung f. (Form). Hier treten noch weniger Unterschiede zu der Typus-Art auf, als bei der Varietät.
Allerdings muss man keine Angst davor habe, nicht genau zwischen diesen 3 Begriffen unterscheiden zu können, da sie ohnehin nur von Botaniker*innen vergeben werden.
Eine Besonderheit bietet hingegen die Abkürzung cv. (Cultivar/Kultivar) hinter der oft eine Großgeschriebener Name steht, wie z.B. bei Aloe cv. Donnie.
Das Diese verweist auf eine Zuchtform der Art. Hier gibt es keinen Gattungsnamen mehr, da die Pflanzen so lange in Kultur vermehrt und gezüchtet wurden, bis sie ihren Naturformen nicht mehr ähneln. (Handelt es sich bei der Pflanze um eine Hybride wird manchmal auch das Kürzel hybr. verwendet). Diese Namen können dabei auch von Züchtern vergeben werden, ohne die Pflanzen vorher wissenschaftlich zu Beschreiben und zu Veröffentlichen.
Weitere Abkürzungen
Hin und wieder tauchen allerdings auch noch andere Begriffe auf den Etiketten unserer Pflanzen auf, die Verwirrung stiften. Sehr berühmt dafür ist das Kürzel "spec." (Species/Spezies) das immer ohne einen Artnamen auftaucht (manchmal allerdings mit einem Namen in Klammern im Anschluss).
Hier habe ich zum Ersten Mal leider keine passenden Pflanze hier im Shop, allerdings einiges in meiner Sammlung, weshalb für dieses Beispiel diese Aloe spec. (Ambalavao) herhalten muss. Hier ersetzt das spec. den Artnamen, da diese Pflanze tatsächlich noch nicht wissenschaftlich beschrieben wurde. Das spec. steht also immer dann als Platzhalter ein, wenn sich bis jetzt noch niemand gefunden hat, der neu-entdeckte Arten offiziell beschrieben hat - die Pflanze ist also eigentlich Namenlos. Damit man aber trotzdem noch zuordnen kann, um was für eine Pflanze es sich handelt (Man möchte ja nicht ausversehen 2x die gleiche Pflanze unabhängig von einander entdecken und beschreiben) müssen zusätzliche Informationen vermerkt werden.
In diesem Falle steht in den Klammern hinter spec. "Ambalavao", wobei es sich einfach um die Ortschaft handelt, in dessen Nähe diese Pflanze entdeckt wurden.
Selbstverständlich gibt es noch unzählige weitere botanische Kürzel, für die ich in diesem Beitrag noch keinen Platz gefunden habe, aber eventuell wird es noch einen zweiten Teil geben!